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Zu meiner Arbeit

Meine plastische Arbeit umspannt primär die Figuration von Mensch und Raum, umgesetzt in Bronze. Räumliche Spannungspunkte korrespondieren mit kantig gesetzten Flächen, scharfe Grate und Krater kontrastieren mit dynamisch gesetzten, schwingenden Volumen und intendieren vibrierende, von Energie geladene Körperlandschaften. Auch die Portraitplastik nimmt in meiner Arbeit einen wichtigen Stellenwert ein.

In meiner plastischen Arbeit befasse ich mich primär mit der Umsetzung des Spannungsverhältnisses von Körper und Raum. Themenschwerpunkte sind für mich der menschliche Körper in seinem Raumverhalten, die Portraitplastik, ebenso organische und abstrakte Formen im Bezug von Körper und Raum. Dabei steht im Vordergrund das Interesse, Erscheinungsformen der Natur auf ihre energetischen Spannungsfelder hin zu untersuchen, Formen und Raum als Energieträger zu begreifen und sie in ihrer Wirkungsweise formal umzusetzen. Plastik verstehe ich als Prinzip, Energien als plastische Präsenz sichtbar und erlebbar zu machen.
Die Entwicklung und Definition von Formverläufen bis hin zur Festsetzung räumlicher Spannungspunkte bedeuten für mich ebenso eine plastische Herausforderung im Prozess der Annäherung an ein Naturvorbild, als auch der eher abstrakte Umgang mit Flächen, ihren Umbrüchen in Kanten, Graten, Rissen für mich ein adäquates Mittel der Umsetzung des Wahrgenommenen oder Vorgestellten in seiner energetischen Wirkung darstellt. Als Arbeitsmaterial bevorzuge ich Tonerden. Die Tonmodelle werden im Gussverfahren zumeist über das Wachs-Ausschmelz-Verfahren in Bronze umgesetzt.

Im Bereich der Malerei arbeite ich mit dem Material Gaze in Verbindung mit Ölfarbe wie in Acryl gebundenen Pigmenten, Steinstäuben und Erden auf Leinwand. Die Kombination des Werkstoffes Gaze und Pigmenten von Gestein entwickelt aus seiner Ambivalenz eine nahezu plastische Präsenz. Mit der Reduktion auf sparsame Formen der schichtweise aufgetragenen Lasuren suche ich die immaterielle Dichte eines Spannungsfeldes, dessen Kraft sich den vibrierenden Randzonen mitteilt.

Die Gaze stellt für mich dabei ein fragiles Element von großer Spannweite dar, sie ermöglicht die Vernetzung von Fläche und Raum. Die Gaze selbst sowie die lasierend oder in Schichten aufgetragenen Farbkörper, Pigmente und Steinstäube lassen sich verdichten; die Gaze lässt sich im Arbeitsprozess jedoch auch entfernen, abreißen wie ein Pflaster, was differenzierte Reduktionsprozesse sichtbar werden lässt. Diese eher plastischen Vorgänge hinterlassen ablesbare Spuren des Arbeitsprozesses auf der Bildfläche, wandeln sie zum Spannungsfeld. Kontraste von Ruhe und Spannung entstehen zwischen den Farbfeldern und den Randzonen, die eher transparent sind oder zartere Konsistenzen aufweisen. Die so entstandenen Farbflächen und Räume suche ich zu neuen Konstellationen divergierender, übereinander liegender, sich ineinander schiebender oder auch schwebender Schichten zu entwickeln. Die Qualität der Steinfarben und Pigmente lässt hier sehr feine Differenzierungen an Tonwerten zu. Primär geht es mir in meinen Bildern um eine Präsenz von Energie, die sich dem Betrachter mitteilt.

Die graphische Arbeit umfasst sowohl den zeichnerisch-figurativen Bereich der Bildhauerzeichnung, auch der freien Zeichnung wie darüber hinaus die Abstraktion mit dem Werkstoff Gaze im Druckverfahren.
Unterschiedliche Bildträger wie Papier, Leinwand und Metalle fordern divergierende Bildmittel und künstlerische Techniken heraus. Drucktechnisches Vorgehen wie Hoch- und Tiefdruck, Monotypie, Radierung und Schnitte bis hin zum Materialdruck sind die Experimentierfelder für das Spannungsfeld von Körper, Raum und Fläche. Spontaneität der Handzeichnung vom zeichnerischen Gestus bis zu komplexen Schichtungen von Materialien (Gaze, Karton etc.) schaffen vielfältige Raumkonzeptionen und - konstruktionen bis zum Erhalt von Transparenzen. Linie und Fläche suche ich bis zur Durchsichtigkeit in die Tiefe des Raumes voranzutreiben. Auftragsarbeiten für die Bayerische Staatsoper München und für das Theater Aachen stellten hier in besonderer Weise eine Herausforderung an das Auffinden neuer Techniken und Experimente dar, die mir neue künstlerische Handlungsfelder erschließen konnten. Meine graphischen Arbeiten umfassen - neben Handzeichnungen oder Aquarellen - einige hundert Blätter. Es entstand eine Reihe von Zyklen, so z. B. ein Zyklus Opern zu “Tannhäuser“ für die Bayerische Staatsoper, zu“ Dimitrij“ von Dvorak, zu „Trionfi“ von Carl Orff. Zahlreiche Arbeiten wurden in Programmheften sowie in Jahrbüchern der Bayerischen Staatsoper München publiziert, auch in Form von Plakaten für dieses Opernhaus. Für das Stadttheater Aachen habe ich ebenfalls Beiträge zu Programmheften sowie Plakate geschaffen. In jüngster Zeit entstand zum Thema „Rücken“ ein Zyklus von Graphiken im Format ca. 60 x 80 cm, dessen thematische Nähe meiner plastischen Arbeit zuzuordnen ist.

In den Bereichen der Plastik, Malerei und Graphik erwachsen meine Arbeiten weitgehend ohne Modell oder dokumentarische Grundlage, sie sind vielmehr Produkt von Imagination und Erinnerung. Es geht mir bei meinen Arbeiten nicht um die Darstellung des Abbildes von Wirklichkeit, sondern um den geistig-sinnlichen Prozess, den Erinnerung und Vorstellungskraft im Auffinden neuer Bilder manifestieren. Ziel meiner Arbeit ist es, an die Energien der Dinge anzukoppeln und ihren transitorischen Charakter sichtbar, erlebbar zu machen.

Eugenie Bongs-Beer